S4F Mz/Wi meets Volker Hans

Volker Hans (Mitte) war zu Gast auf dem Mainzer Campus bei "S4F Mz/Wi meets", um mit Roland Bednarz (links) und Apl.-Prof. Doris Vollmer (rechts) von den Scientists for Future Mainz/Wiesbaden über regionalen Klimaschutz zu reden.
Volker Hans (Mitte) war zu Gast auf dem Mainzer Campus bei „S4F Mz/Wi meets“, um mit Roland Bednarz (links) und Apl.-Prof. Doris Vollmer (rechts) von den Scientists for Future Mainz/Wiesbaden über regionalen Klimaschutz zu reden.

Volker Hans ist Beigeordneter des Dezernats VII – Fördermittelmanagement der Stadt Mainz, Mitglied des Stadtvorstandes und der kommunalen FDP. Mit ihm haben wir über Möglichkeiten und unsere Vorstellungen zum regionalen Klimaschutz diskutiert. Als Scientists for Future Mainz/Wiesbaden ist uns wichtig im Gespräch mit der Bevölkerung und den politischen Entscheidungsträger:innen für effektiven Klimaschutz zu werben. Dafür haben wir (Apl.-Prof. Doris Vollmer vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung und Roland Bednarz, Doktorand der Elektrochemie) uns am 10.06.2022 mit Herrn Volker Hans über Wege zur Klimaneutralität ausgetauscht. Ist Carbon Capture and Storage (CCS) eine realistische Option? Wie steht es um unsere Windkraft? Wie könnten 100% erneuerbare Energien für Deutschland / Mainz aussehen? Grünland-Photovoltaik? Wo brauchen wir grünen Wasserstoff und wo ist er viel zu teuer? Wie viel Energie ist nötig, um reines Wasser zu elektrolysieren? Welchen Beitrag können Modellprojekte in Mainz leisten?

Die Handwerksbranche ist in großer Personalnot – wie können wir zügig mit den vorhandenen Fachkräften möglichst große Schritte im Klimaschutz machen? Wir haben offen über Erfahrungen, Konzepte und Ziele geredet und uns gegenseitig ermutigt der weiteren Erderhitzung entschlossen entgegenzutreten. Wir freuen uns auf weitere S4F Mz/Wi meets Gespräche mit Parteien, um ambitionierten Klimaschutz in Mainz zügig voranzubringen.

Ein paar Hintergründe

Ein paar Sätze zu einigen Themen bei S4F Mz/Wi meets Volker Hans: Aus unserer Perspektive setzt CCS voraus, dass CO2 abgefangen oder abgetrennt wird. Dies ist technisch ein sehr aufwändiger Prozess. Er benötigt sehr viel Energie. Energie, die wir nicht haben. Von unserem aktuellen deutschen Primärenergiebedarf decken wir leider erst 20 % mit erneuerbaren Energien ab (Quelle: Umweltbundesamt). Zudem stellt die Endlagerung in großem Stil noch immer ein ungelöstes Problem dar. Wie können wir ausschließen, dass CO2 nicht langsam entweicht? Einsatz von CO2 als industrielle Ausgangsverbindung könnte ebenfalls möglich sein. Aber auch dies benötigt viel Energie. Technologien, die im Betrieb kein CO2 ausstoßen, nutzen beispielsweise grünen Strom.

Stromerzeugung durch Verbrennung fossiler Rohstoffe, unsere traditionelle Wärmeversorgung wie auch die Verbrennungsantriebe in Autos führen zu großen Wärmeverlusten. Diese Verluste sind bei dem Einsatz erneuerbarer Energien sehr viel geringer. Rund die Hälfte der Energie könnte bei 100%iger Nutzung erneuerbarer Energie eingespart werden (Quelle: HTW Berlin). Um das zu erreichen müssen wir in ganz Deutschland unseren Wind- und Solarstrom um ein Vielfaches ausbauen. Besonders hohe Windräder, auch im Großraum Mainz, würden gleich mit mehreren Vorteilen trumpfen: Da die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zunimmt und die Stromproduktion mit der Windgeschwindigkeit hoch drei wächst, produzieren bereits wenige, aber große, Anlagen genügend Strom, um den Strombedarf einer Kleinstadt zu decken. Wir haben uns darüber unterhalten, dass die Windgeschwindigkeiten bei uns geringer sind, als zum Beispiel an der Küste. Das stimmt, doch können Windräder im Großraum Mainz auf Grund seltener Sturm-, Orkantiefs und Windböen deutlich länger betrieben werden, ohne marode zu werden. Der Bau einiger großer Windräder benötigt deutlich weniger Rohstoffe als der Bau vieler kleiner Windräder für eine Erzeugung der gleichen Menge an Strom. Außerdem werden Handwerker:innen benötigt, um die Anlagen zu bauen und anzuschließen. Unser Ziel muss es deshalb sein, mit möglichst wenig Rohstoffen und Handwerksstunden möglichst viel grünen Strom zu erzeugen. Dieser ist dann auch noch preiswerter.

Weiterhin erachten wir den Ausbau von Grünflächen-Photovoltaikanlagen für wichtig. Die deutschen Potentiale der einzelnen erneuerbaren Energie hat Prof. Volker Quaschning (Mitglied der Scientist for Future Deutschland) anschaulich in einem Podcast dargestellt. Darin wird deutlich, dass besonders Weide-, Wiesen- und landwirtschaftlich genutzte Flächen teilweise für Solarstromproduktion eingesetzt werden könnten ohne die Nahrungsmittelproduktion zu gefährden.

Ein Paris-kompatibles CO2-Budget einzuhalten, sodass eine Erderhitzung von 1,5 °C mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird, erachten wir für essentiell. Dabei muss das noch vorhandene CO2-Budget seit dem Pariser Klimaabkommen gerecht auf die Weltbevölkerung aufgeteilt wird. Nur so können wir mit großer Sicherheit die Erderhitzung in den Griff bekommen. Überschreiten wir signifikante Kipppunkte, wie die Permafrost-Schmelze, könnte unser Überleben als Menschheit wanken. Damit es nicht so weit kommt, müssen wir alle Klimaschutz als politisch und gesellschaftlich höchste Priorität begreifen und danach handeln.