Leserbrief: Zukunft gibt es nur mit erneuerbaren Energien

09.07.2022

Kreative Mithilfe ist gefragt

Zukunft gibt es nur mit erneuerbaren Energien

Die Angst sitzt anscheinend tief. Die Angst, dass die Abkehr von fossilen und atomaren Energieträgern zu Engpässen, „Blackouts” oder sozialen Unruhen führen könne. Einige Menschen halten durch die aktuellen Umstände sogar an der Idee fest, man könne die drei noch bestehenden Atomkraftwerke weiterlaufen lassen, ignorierend, dass diese Art der Energieerzeugung riskant und in mehrfacher Hinsicht extrem teuer ist (und keinesfalls CO2-neutral). Diese Angst aber ist unbegründet.

Wenn Deutschland das ihm verbleibende CO2-Budget einhalten will – und das muss es durch das Pariser Klimaschutzabkommen – brauchen wir einen sehr ambitionierten Zubau von Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenenergie, Biogas und weiteren regenerativen Energien. Die vergangene Regierung hat den schon gut gestarteten Ausbau regelrecht abgewürgt (inkl. gut 100.000 Arbeitsplätzen!), das war vorsätzlich verantwortungslos, denn gleichzeitig wurde die Abhängigkeit etwa zu Russland zementiert.

Photovoltaik gehört möglichst auf alle Dächer, Speicher in die Keller (in der Schweiz sind Batterien auf Salz-Basis im Vertrieb). Der Ausbau von Windkraftanlagen muss stark vorangetrieben werden, die Bürger:innen sollten an den Umsätzen beteiligt werden. Die großen Vorteile von Windkraft kann man beispielsweise im Rhein-Hunsrück-Kreis sehen. Hier hat der Ausbau der Windenergiegewinnung regionale Wertschöpfung gebracht, von der die Bürger:innen profitieren. Neun Millionen € Investitionen stehen (auf 20 Jahre gerechnet) 15-20 Millionen € Einsparungen bei fossilen Energieträgern gegenüber. Konkret hat beispielsweise Mastershausen von den Einnahmen aus der Windkraft ein Seniorenheim mit Begegnungs-Café errichtet. Die Frage ist gar nicht, ob wir unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger umbauen, sondern wie wir es rechtzeitig schaffen werden. Also ist kreative Mithilfe gefragt statt ideologischen Festhaltens am nicht mehr tragbaren „Weiter so”. Die Klimakatastrophe sendet ihre Vorboten, selten so deutlich wie in diesem Jahr. Mit Naturgesetzen sind keine Verhandlungen möglich, keine Kompromisse, und wenn wir nicht aufhören, die Atmosphäre aufzuheizen, werden Lebensräume zwangsläufig zerstört.

Grundlagen-Leseempfehlung: „Der Klimawandel, ISBN 978-3-406-72672-9”

Werden Sie aktiv für den Klimaschutz, die Zeit wird knapp.

Martin Hahn, Scientists for Future Mainz/ Wiesbaden

(Gekürzt) veröffentlicht am 09.07.2022 in der Allgemeinen Zeitung, Mainz Rheinhessen