Klimakommunikation: Wie können wir unser erlerntes Wissen zur Klimakatastrophe weitergeben und wie können wir andere Menschen damit wirklich erreichen?
Am Dienstagabend, dem 12.07.2022, durften wir dank unserer Referentin und Psychotherapeutin Kathrin Macha an einem sehr spannenden Workshop zum Thema Klimakommunikation teilnehmen. Wir haben einen kleinen Einblick in die psychologische Sichtweise bezüglich der Klimakommunikation bekommen und sind neugierig auf mehr. Eins sei bereits vorweg gesagt: „Kleiner Einblick“ ist wohl die richtige Wortwahl, denn was wir vor allem gelernt haben, ist, dass es noch unglaublich viel für uns zu lernen gibt.
„Ich habe es noch voll drin von der Klimakrise zu sprechen, bin aber inzwischen bei der -katastrophe angekommen.“
Kathrin Macha
Ein paar Impressionen
Was läuft in der Klimakommunikation überhaupt schief?
Die größten Fallstricke in der Klimakommunikation liegen unter anderem im Auslösen von persönlichen, unangenehmen Gefühlen, die unser Gegenüber abblocken lassen. Wer hört schon gerne, dass sie oder er durch die eigenen Urlaubsreise Mitschuld am Hochwasser im Ahrtal hat? Sollte ich nicht besser gesagt haben: „Wir haben eine ganz tolle Fahrradfahrt hier in Deutschland gemacht. Ich kann dir gerne Tipps geben.“ Dazu kommt noch, dass wir aus psychologischer Sicht dazu neigen, Menschen mit Fakten, Fakten und noch mehr Fakten überzeugen zu wollen. Doch Fakten zur Klimakrise gibt es zuhauf. Und diejenigen, die das bis jetzt nicht zum Handeln motiviert hat, die werden wir auf diese Weise höchstwahrscheinlich nicht erreichen.
Was hindert uns am Handeln?
Wir wollen euch hier die 5 wichtigsten Punkte mitgeben: Speziell bei der Klimakrise ist ein sehr wichtiger Punkt das Creeping Problem: Die Klimakrise hat uns sehr schleichend erreicht. Es fehlt das konkrete Ergebnis, so wie erst Fukushima zum Atomausstieg in Deutschland geführt hat. Neben allen anderen persönlichen Problemen, die im Alltag auf uns warten, ist es nur logisch, dass wir uns sagen: „Wir müssen auf das reagieren, was uns als konkrete Gefahr entgegensteht.“. Es ist also kein Wunder, dass wir beim Thema Klimawandel jeglichen Handlungsdruck von uns abschieben.
Dazu kommt ein weit bekanntes Phänomen: Es kostet uns nicht viel Energie, Artikel zu lesen, die unsere eigene Meinung bestätigen. Um sich aber für eine gegensätzliche Meinung zu öffnen oder sie sogar zu akzeptieren, braucht es sehr viele andere Quellen und somit auch sehr viel Zeit (Confirmation Bias). Besonders, wenn wir bereits (finanziell) viel investiert haben tendieren wir dazu, umso fester daran festzuhalten (Sunk Cost Effect).
Dazu kommt, dass wir uns oft zu schnell zurücklehnen, sobald eine kleine „gute Tat“ unser Gewissen beruhigt hat. So kann bereits die Verwendung einer einzigen Energiesparlampe genügen, um den weiteren Handlungsdruck zu reduzieren (Single Action Bias). Ganz nach dem Motto: „Ich verzichte schon darauf jeden Tag Fleisch zu essen, dann kann ich dafür auch weiter mit dem Auto fahren.“
Ein wiederum anderes Phänomen ist die kognitive Dissonanz: Wir streben danach, dass unser Wissen, unsere Gedanken und Gefühle zu unserem Verhalten passen. Wenn das aber nicht der Fall ist, fühlen wir uns schnell angespannt, unwohl und beschämt. Wenn wir uns also eigentlich wünschen, der Klimakrise entgegenzuwirken, aber auf dem Land wohnen und das Auto brauchen, um zur Arbeit zu kommen, löst das in uns ein gewisses Unbehagen aus. Und was tun wir dagegen? Wir ändern vermutlich unsere Denkweise und nicht unser Verhalten, und reden und zum Beispiel ein, dass unser Verhalten eh keinen Einfluss habe. So ist unser innerer Konflikt gelöst, ohne uns groß anzustrengen. Besonders in Bezug auf die Klimakrise ist das aber natürlich alles andere als sinnvoll.
Dazu kommen unsere sozialen Normen und unsere soziale Identität. Sie machen jede Veränderung schwer. Allerdings bieten sie auch die Möglichkeit, dass die Mehrheit einer Gruppe mitzieht, wenn genug Menschen eine Veränderung mit Begeisterung anstoßen und sich zum Beipiel Photovoltaik auf ihr Dach bauen (DOI-Theorie). Zu allen psychologischen Gründen kommt hinzu, dass es uns schlichtweg nicht einfach gemacht wird, uns klimaschützend zu verhalten.
Wie kommunizieren wir am besten?
Das Ziel jeder Kommunikation sollte es sein, allen angesprochenen Personen ein Gruppengefühl zu vermittelt, um den Mut zum eigenen Handeln zu stärken.
„Am idealsten für Engagement ist Wut.“ erklärte uns Kathrin Macha. Das liegt daran, dass uns das Gefühl von Ungerechtigkeit zum Handeln anregt. Wir tendieren dazu, jegliche Art von Ungerechtigkeit, die uns direkt betrifft, aufzuzeigen. In 1-zu-1 Gesprächen ist es empfehlenswert die eigenen Gefühle wie Wut oder Traurigkeit direkt zu benennen, um eine persönlichere Verbindung zum Gegenüber aufzubauen. Denn, mal nicht empathisch zu sein, ist zwar menschlich, bringt aber nichts. Besonders im Gespräch mit Personen, bei denen es schwer fällt, gehört zu werden, ist es hilfreich zunächst eine bessere Bindung zueinander aufzubauen. Das erreichen wir am besten durch Zuhören und Gefühle.
In der Kommunikation von Handlungsmöglichkeiten ist außerdem sehr auffällig, dass wir Verluste deutlich stärker gewichten als Gewinne. Wenn also beispielsweise jemand sagt „Wenn du nicht mehr so viel Auto fährst, ist viel mehr Platz für Grünflächen.“, dann hören wir „Ich kann nicht mehr jeden Tag Auto fahren und irgendwas mit Grünflächen.“
Vor allem in den sozialen Medien kann es helfen, in jeder Aussage immer zwei Argumente zu vermitteln: Was vermeiden wir damit und was erreichen wir?
Und wie geht es weiter?
Natürlich war das noch lange nicht alles. Wir haben bereits einen zweiten Workshop zum Thema Klimakommunikation mit Kathrin Macha in Aussicht! Wir werden uns am 05.10. um 18:30 Uhr auf dem Gelände der Johannes Gutenberg-Universität treffen. Weitere Informationen dazu folgen.