Science and Fiction: Ausbruch aus der Klimakrise mit den Geisteswissenschaften

‚Was wäre wenn… ?‘ Diese Frage steht am Anfang aller großen menschlichen Veränderungen. Alternative Vorstellungen einer kommenden Welt zu entwickeln, sich mittels Imaginationskraft in die Zukunft zu versetzen und dort die Utopie einer gerechteren, lebenswerteren oder schlicht schöneren Wirklichkeit zu erträumen, war schon immer der Antrieb gesellschaftlichen Wandels. Diese Fähigkeit scheint in unserer Gegenwart des Klimawandels, Artensterbens und der Ökosystemzerstörung besonders notwendig, denn die gegenwärtige Lage bietet gerade wenig Anlass zur Hoffnung. Gegen diese den Diskurs bestimmenden Bilder und Vorstellungen einer Welt am Abgrund möchten wir ganz bewusst einen Denkraum eröffnen, welcher versucht, neue, fruchtbare und beziehungsstiftende Geschichte/n zu erzeugen. Mittels geisteswissenschaftlicher Perspektiven soll in diesem Format ein Fokus auf die produktive Kraft von alternativen Erzählungen, Konzepten und Ideen gelegt werden, welche uns dabei helfen, den Weg in eine weniger zerstörerische Zukunft des menschlichen wie ökologischen Miteinanders zu finden. Wie könnten Beispiele aus fiktionalen, vergangenen sowie nicht-westlichen Welten uns dabei helfen, den aktuell
unzumutbaren Zustand in ein hoffnungsvolles und erwartungsfrohes ‚Noch nicht, aber bald…‘ zu übersetzen? Wir freuen uns auf das gemeinsame Spekulieren.

Vortragende:

  • Carolin Jesussek (Amerikanistik, JGU)
  • Justus Pötzsch (Soziologie, Marburg)
  • Mélissa Buecher-Nelson (Französische Literaturwissenschaft, JGU)
  • Melina Lieb (Anglistik/ Translation, JGU)
  • Leonie Jungen (Anglistik, JGU)
  • Antonia Görgen (Lehramt, JGU)

Ablauf:

  • Einführender Vortrag (ca. 20min)
  • Podiumsdiskussion mit Vortragenden (ca. 40min)
  • Geöffnete Debatte mit Publikum (ca. 30min)

Über die Vortragenden:

Justus Pötzsch hat Soziologie und Psychologie an der TU Dresden studiert. Seine Promotion absolvierte er im Rahmen des interdisziplinären Graduiertenkollegs ‚Life Sciences – LifeWriting‘ (JGU Mainz/ GU Frankfurt a. M.). Sein Forschungsinteresse richtet sich auf aktuelle gesellschaftliche wie geosystemische Fragestellungen im Spannungsverhältnis von Mensch-Natur-Technik. Insbesondere Phänomene im Bereich von Anthropozän, Trans- und Posthumanismen, Extra-/Terrestrik aber auch Science-Fiction gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten. Diesen nähert er sich mittels wissenssoziologischen, post-anthropozentrischen, feministischen und philosophisch-anthropologischen Perspektiven. Seine jüngsten Veröffentlichungen widmen sich Themen planetaren Wandels, technischer Immortalität und mehr-als-menschlicher Relationalität.

Mélissa Buecher-Nelson studierte in einem integrierten Studiengang im Bachelor of Education die Fächer Geschichte und Französisch an der Johannes Gutenberg-Universität und an der Université de Bourgogne in Dijon und im Anschluss im Master of Education an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Seit September 2021 promoviert sie an der JGU Mainz zum Thema: „Dekoloniale Ästhetik und Afrofuturismus in der zeitgenössischen frankophonen afrikanischen Literatur“. Ihr Forschungsinteresse richtet sich auf antizipatorische Narrative um Afrika und seine Diaspora sowie auf die Aufarbeitung der Kolonisierung Afrikas in zukunftsorientierten frankophonen Romanen.

Carolin Jesussek hat ihren Master of Education in Englisch, Deutsch und Erdkunde an der JGU gemacht. Seit Dezember 2021 promoviert sie in der Amerikanistik am Obama Institute for Transnational American Studies der Universität Mainz. Ihre Dissertation “Uncanny Environments: Material World-Making in Contemporary North American Gothic Literature” verbindet neumaterialistische Theorien mit Literatur des 21. Jahrhunderts, die marginalisierte Perspektiven, wie die queerer und indigener Personen, darstellt. Ihre Forschungsinteressen umfassen Darstellungen des Nicht-Menschlichen und der materiellen Umwelt in Literatur.

Leonie Jungen studierte Publizistik und Englische und Schottische Literatur und Kultur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der University of Edinburgh. Seit Juni 2021 promoviert sie zu schottischen Nationalerzählungen am Department of English and Linguistics mit dem Thema “Tales of a Grandmother: Female Identity and Transgenerational Storytelling in the Age of Scott.” Neben der generationenübergreifenden Geschichtenerzählung setzt sie sich in ihrer Forschung auch mit der historischen und zeitgenössischen Beziehung zwischen Mensch und Umwelt mit dem Schwerpunkt Geschlechter(un)gleichheiten auseinander. Seit Mai 2022 engagiert sie sich als aktives Mitglied bei den Scientists for Future Mainz /Wiesbaden.

Melina Lieb hat am Fachbereich für Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der JGU in Germersheim ihren Master in Translation für Englisch und anschließend ihre Promotion absolviert. Das Thema ihrer literaturwissenschaftlichen Dissertation sind verschiedene Konzepte von Zeitlichkeit in aktuellen britischen Naturtagebüchern, wobei sie das Spannungsverhältnis zwischen linearen/kapitalistischen und zyklischen/natürlichen Rhythmen auslotet. Ihr Interesse gilt der Entwicklung von alltagstauglichen und körperzentrierten Praktiken, die die Verbindung zwischen allen Lebewesen stärken und vertiefen.

Antonia Görgen (M.Ed.) hat Geschichte, Italienisch und Germanistik auf Lehramt an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sowie an der Alma Mater Studiorum Università di Bologna studiert. Ihr wissenschaftliches und gesellschaftspolitisches Interesse gilt der Auseinandersetzung mit Bildungs(un)gerechtigkeiten, der zukunftsorientierten Transformation schulischen Lernens sowie der Klimakrise. Mit diesen Themen beschäftigt sie sich u. a. in der Hochschulgruppe ‚Kreidestaub‘ sowie bei den ‚Historians for Future‘ in Mainz.